206 Porzellan
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Monumentale Prunkdeckelvase mit Schneeballendekor
Balusterförmiger Korpus mit haubenförmigem Deckel. Als Bekrönung ein auf einem Ast sitzendes Gimpelpaar. Auf der Wandung
und dem Deckel dichter Fond aus kleinen weißen, gelb-rot staffierten und aufbossierten Blüten, umzogen von reliefplastischen, sich
verzweigenden Weinlaubranken mit zahlreichen großen Blütendolden, sog. Schneeballenkugeln. Beidseitig sitzender, vollplastisch
ausgearbeiteter Pirol sowie Zeisig. Korbförmiger, gitterartig durchbrochener Wandungsteil mit Flechtrelief als kleiner Vogelbauer. Darin
ein auf einem Ast sitzender Kanarienvogel. Polychrome Malerei. Entw. Johann Joachim Kaendler. Schwertermarke. H. 84 cm.
Als Johann Joachim Kaendler -inspiriert von ostasiatischen Dekoren- 1739 erstmals begann, die Oberflächen von Porzellanen allseitig mit plastischen Blüten zu
belegen statt, wie zuvor, partiell zu bossieren, war das eine künstlerische Sensation sowie technische Meisterleistung. Diese äußerst kostspieligen Vasen avancierten
schnell zu begehrten Kabinettstücken höfischer Dekoration. So modellierte Kaendler 1741/42 eine Folge von Vasen für Ludwig XV. von Frankreich; Friedrich der
Große bestellte 1745 sechs Deckelvasen sowie ab 1762 zahlreiche weitere Vasen für die Ausstattung des Neuen Palais in Potsdam.
Vgl. Pietsch, Nr. 411, Rückert, Abb. 672ff.; Keramos, 208, 2010, S. 38.
An imposing monumental ‚Schneeballen‘ vase with birdcage. Crossed swords mark.
Meissen. 1. Hälfte 19. Jh. € 85.000,–